Die WKG zu Gast bei den Freimaurern

Über unser Gildenmitglied Jürn-Bernd Osthoff haben wir die Möglichkeit erhalten, die Loge „Zur alten Linde“ zu besuchen. Am 8. Oktober 2015 haben wir uns zunächst zu einem kleinen Imbiss getroffen, an den sich ein Vortrag von Arnim Schneider, Sekretär der Loge, mit dem Thema „Das Märchen vom guten Freimaurer“ angeschlossen hat. Anschließend standen er und Wolfgang Lenz, Meister vom Stuhl, uns Rede und Antwort. Arnim Schneider ist als sog. Zugeordneter Großmeister einer der drei stellv. Bundesvorsitzenden der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland.

 

Die Loge feierte in diesem Jahr ihren 160. „Geburtstag“ und ist damit einer der drei ältesten Vereine in Dortmund, gegründet in einer Zeit, als sich unsere Stadt von einem verschlafenen Dorf mit 5.000 Einwohnern binnen weniger Jahrzehnte zu einer Großstadt und Metropole entwickelte. Brüder der Loge waren aktiv an diesem Prozess beteiligt, einige Dortmunder Straßennamen sind nach Brüdern der Loge Zur alten Linde benannt – erst kürzlich wurde mit dem Heinrich-Schmitz-Platz am Ausgang des Westparks eine weitere solche Nennung hinzugefügt.

 

Die Loge Zur alten Linde ist aktuell mit rd. 140 Mitgliedern die größte Loge innerhalb der Großloge, die selbst wiederum größer ist als die anderen Großlogen zusammengenommen. Die Freimaurer der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland bekennen sich zu den auf Würde, Freiheit und Selbstbestimmung des Menschen ausgerichteten Traditionen ihres Bundes. Dieses Erbe zu bewahren und es angesichts der Herausforderungen der Gegenwart in Denken und Handeln neu zu bestimmen, ist wichtigster Inhalt freimaurerischer Arbeit. Damit zieht die Großloge A.F.u.A.M. von Deutschland zugleich die Konsequenz aus der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts, aus der sie hervorgegangen ist. Im Bewußtsein eigener Identität wirkt sie mit anderen Großlogen im Rahmen der „Vereinigten Großlogen von Deutschland“ zusammen und fühlt sich als Bestandteil einer weltumspannenden Gemeinschaft.

 

Die Großloge A.F.u.A.M. von Deutschland öffnet sich kontroversen Ideen und läßt Mitglieder jeder gesellschaftlichen Herkunft zu. Auf der Basis der von ihr vertretenen Überzeugungen vereint sie geistig und menschlich aufgeschlossenen Männer unterschiedlicher weltanschaulicher, religiöser und politischer Überzeugungen und erfüllt so den Auftrag der „Alten Pflichten“, Menschen in brüderlicher Eintracht zu verbinden, die sich sonst fremd geblieben wären. Worauf Freimaurer auch immer ihre Überzeugung zurückführen, entscheidend allein ist, wie sich ihr Bekenntnis zum Menschen im Leben bewährt.

 

Das Wesen des Freimaurerbundes besteht in der Einheit von leitender Idee, tragender brüderlicher Gemeinschaft und vertiefendem symbolischem Erlebnis. Als Glieder eines ethischen Bundes treten die Freimaurer für Menschlichkeit, Brüderlichkeit, Toleranz, Friedensliebe und soziale Gerechtigkeit ein. Als Gemeinschaft brüderlich verbundener Menschen ist die Loge Übungsstätte dieser Werte. Als Symbolbund dient die Freimaurerei der Verinnerlichung von Idee und Gemeinschaft. Hierin liegt ihre Besonderheit gegenüber allen anderen Zusammenschlüssen mit veralteten Zielen. Wie immer man die alte und stets neue Frage: Was ist Freimaurerei beantwortet, wichtig ist den Freimaurerbund als Einheit von Idee, Gemeinschaft und symbolischem Ausdruck zu begreifen. Diese Vielgestaltigkeit des Bundes erlaubt den menschlichen Neigungen unterschiedliche Zugangsmöglichkeiten. So mag der eine mehr von lebendiger geistiger Auseinandersetzung angezogen werden, der andere in der menschlichen Gemeinsamkeit der Loge das Wesentliche sehen, und der dritte schließlich in Symbol und Brauchtum das Zentrum des Bundes erleben. Erfüllte Freimaurerei verwirklicht sich allerdings nur im Zusammenspiel aller ihrer Elemente.

 

Grundlage freimaurerischen Wirkens ist die Loge. Sie ist Zentrum geistiger Arbeit, Stätte der Begegnung und Ort ernster Besinnung. Für den Erfolg ihrer Arbeit ist offenes, ehrliches und hilfsbereites Miteinander Voraussetzung. Zum Zeichen engster Verbundenheit und Vertrautheit nennen sich die Freimaurer untereinander „Brüder“. Am geselligen Leben der Loge nehmen auch die Frauen der Mitglieder und ihre Familien teil. Trotzdem ist die Freimaurerei aus Tradition ein Männerbund. Sie sieht hierin keinen Widerspruch zur Gleichberechtigung von Mann und Frau, hält vielmehr Vereinigungen, die nur Männer (oder nur Frauen) umfassen, für ebenso legitime wie sinnvolle Formen menschlicher Gemeinschaft. Das Einüben des Zusammenlebens aller Brüder in der Loge erfordert Aufeinanderzugehen in allen Lebenssituationen, Verständnis der Charaktereigenschaften des anderen und Hilfsbereitschaft in Not. Freimaurerische Toleranz bedeutet nicht desinteressiertes Geltenlassen anderer Auffassungen, sondern die Bereitschaft, die Überzeugung des Partners – oder sogar Gegners – in ehrlicher Auseinandersetzung zu respektieren. All dem stehen oft egoistische Verhaltensweisen und andere menschliche Unzulänglichkeiten im Wege. Deren Überwindung durch Gespräch, Anleitung und Vorbild ist fortdauernder Gegenstand freimaurerischer Arbeit.

 

(http://zur-alten-linde.info/),

 

BU v. l.: Fabian Woikowsky, Past President der WJ, Arnim Schneider, Sekretär der Loge, Wolfang Lenz, Meister vom Stuhl, F. Peter Schmitz, Vorsitzer WKG