Aktuelles zur Flüchtlingssituation

Liebe Gildnerinnen und Gildner, liebe Gäste,
 
Sturm, reichlich Regen, eine Vollsperrung der A1 mit allen dazu gehörenden Widrigkeiten im Straßenumfeld und selbst Weiberfastnacht konnten uns nicht davon abhalten, gestern einen wiederum bemerkenswerten Vortragsabend, diesmal bei unserem Mitglied Jörg Prüser im Freischütz, zu erleben. Das Thema: Wie sieht es mit der Flüchtlingssituation heute, nahezu ein Jahr nachdem wir uns 2016 damit auseinandergesetzt haben, in Dortmund aus? Stadträtin Birgit Zoerner hatte es sich nicht nehmen lassen, erneut zu uns zu kommen, um mit uns zu diskutieren, wir erinnern uns: Im April 2016 war Frau Zoerner zuletzt unsere Rednerin. Und es gab einiges zu hören, über das wir erneut staunten. Einig waren wir uns darüber, dass sich viele Menschen offenbar gar nicht mehr zu erinnern scheinen, was in Sachen „Flüchtlinge“ vor einem Jahr los war. Die öffentliche Diskussion des Themas ist deutlich geringer geworden, aber es ist natürlich immer noch ein gesellschaftlich hochrelevantes Thema. Es geht schlicht um Integration und diese langfristige Aufgabe, so Frau Zoerner, wird nicht kleiner.
 
Es werden in Dortmund immer noch dicke Bretter gebohrt und viele Dinge haben wir nicht gewusst: Wussten Sie, wie hoch die Quote derjenigen Personen in Dortmund ist, die vormals nach dem Asylbewerberleistungsgesetz Bezüge erhielten und die nun in das SGB II fallen, also dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen – gemessen an dem, was Dortmund eigentlich zuzumuten wäre? Wussten Sie, wie viele Regelleistungsberechtigte aus Asylzuzugsländern beim Jobcenter registriert sind, was dort zu stemmen ist? Wussten Sie, wie viele der Asylbewerber angeben, sie hätten eine (Fach-) Hochschulreife? Wie viele Bewerber ohne Schulabschluss sind? Wie viele Menschen zwischen 15 und 35 Jahre alt sind, wie viele … – Naja, Sie können ja Teilnehmer fragen. Wir haben jedenfalls gestaunt. Auch interessant und das löse ich auf: Wussten Sie, wieviel Geld die Stadt durch Nachverhandlungen mit Vermietern von Unterkünften, Hallen, „Zelten“ gespart hat, die jetzt nicht mehr benötigt werden, aber vertraglich höher hätten vergütet werden müssen? Über sieben Millionen Euro! Ich habe das in der Presse noch nicht gelesen. Dort lese ich immer nur die Gebühren für die Traglufthallen, die vermeintlich schon lange hätten abgebaut werden können, sollen, müssen. Auch dazu stand Frau Zoerner Rede und Antwort. So einfach ist das nicht.
 
Dass an diesem Abend auch Jörg Prüser als Gastronomie-Unternehmer, der drei Flüchtlinge erfolgreich ausbildet und Harald Becker, Schulleiter der Wihoga aus der Praxis sprachen, reicherte den Abend zusätzlich an. Hier konnten Erfolgsmuster erkannt werden. Einer der bemerkenswertesten Sätze für mich am gestrigen Abend kam von Birgit Zoerner: „Ich finde es im übrigen richtig, dass man sich dieser Aufgabe stellt.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.