90 Jahre Westfälische Kaufmannsgilde

(© WKG / Stephan Schütze)

Am 28. März 2014 haben rund 200 Gäste den 90. Geburtstag der Westfälischen Kaufmannsgilde an traditionsreicher Stätte, dem Industrieklub Dortmund, gefeiert. Festredner an diesem Abend war der Bundesvorsitzende der FDP Christian Lindner. Er betonte, dass es zur Sozialen Marktwirtschaft keine Alternative gebe. Die in ihr Agierenden seien Anwälte für Wettbewerb, Individualität und Vielfalt. In seiner Begrüßung dankte Vorsitzer Peter Schmitz allen, die in den vielen Jahrzehnten mitgeholfen haben, die Gilde zu gestalten, führen und fortzusetzen. Sein besonderer Dank galt der ideellen und geschäftsführenden Unterstützung durch die IHK seit der Gründung 1924. Schmitz: „Von uns als Kaufleuten wurden und werden immer mehr Tatkraft, mehr Wissen und Können gefordert, um marktgerechte Entscheidungen in den Zeiten des sich immer verschärfenden Wettbewerbs zu treffen. Fachliche Kenntnisse sind und waren hierbei Grundkompetenzen. Dass die Ausbildung auch heute im Dortmunder Raum auf allen Bildungsebenen besonders unterstützt und gefördert wird, ist weiterhin Aufgabe der Gilde. Dies war auch Grundlage einer großzügigen Entscheidung eines Gildenmitglieds, unseres verstorbenen Freundes und Unternehmers Manfred Fischer, als er das Vermögen einer Stiftung vor 10 Jahren der Gilde zur Verfügung stellte.“

 

Weiter betonte Schmitz in seinem Grußwort, das die in den letzten Jahren immer stärker werdende sozialpolitische Nivellierung die Selbstverwirklichungs-möglichkeiten der geistigen, wirtschaftlichen und kulturellen Leistungen verhindere. Nicht die eigenen Bemühungen würden über den eigenen Lebensstandard entscheiden, sondern die Umverteilungs- und Betreuungsentscheidungen einer Funktionärsriege. Er forderte wieder mehr Realität für politische Weichenstellung. Man müsse die Wirtschaft schaffen lassen, nicht abschaffen.

 

Abschließend betonte Schmitz die Verbundenheit mit den Wirtschaftsjunioren Dortmund, Hamm, Kreis Unna der IHK. Hier in Dortmund sei in den 50er Jahren des vorherigen Jahrhunderts der erste Zusammenschluss von jungen Unternehmern und Führungskräften in Deutschland vollzogen worden. Das Credo der Junior Chamber International: Die soziale Gerechtigkeit ist am ehesten in einer freien Wirtschaftsordnung gewährleistet, sei auch das Credo der WKG.

 

Schmitz dankte allen, die die WKG über die Jahrzehnte begleitet haben, für ihre Teilhabe, Impulse und Freundschaften. Er wünschte sich weiterhin positives Denken, klare Ziele und Begeisterung. Sie seien die Quelle großer Taten für die persönliche und wirtschaftliche Zukunft. In seinem Grußwort betonte IHK-Präsident Udo Dolezych, dass der 90. Geburtstag der Westfälischen Kaufmannsgilde für die Industrie- und Handelskammer eine Art Familienfeier sei. „Wir sind miteinander eng verbunden, bereits seit der Gründung im Jahre 1924. Dabei ist die 90-jährige Gilde neben der 150-jährigen IHK natürlich noch ein junger Hüpfer. Aber quicklebendig sind wir glücklicherweise alle geblieben. Das liegt vielleicht daran, dass der permanente Wandel im Handel die Kaufleute dazu zwingt, dauernd in Bewegung zu bleiben. Und Bewegung hat noch keinem geschadet.“

 

Dolezych erinnerte daran, dass sich in den letzten 90 Jahren, seit der Gründung der Westfälischen Kaufmannsgilde, die Welt gewaltig verändert habe, auch und gerade in unserer Region. In Wirtschaft, Politik und Gesellschaft habe es Höhen und Tiefen gegeben. Als die Westfälische Kaufmannsgilde 1924 gegründet wurde, sei gerade erst ein tiefes Tal durchschritten worden. Menschen und Wirtschaft hätten nach dem Frieden von Versailles mit den schweren Kriegsfolgen zu kämpfen, den Gebietsabtretungen und Reparationszahlungen gehabt. 1920 folgte der Kapp-Putsch, 1923 dann die Ruhrbesetzung und die Hyperinflation. Man könne sich auch heute noch gut vorstellen, dass jeder um sein wirtschaftliches Überleben kämpfte. Insofern war dieses Kapitel der Geschichte ganz sicher nicht die Blütezeit von Ehrbarkeit und Moral.

 

Auch die Kaufmannschaft habe an Ansehen verloren. Es sei Gustav Wiskott, dem Gründer der Gilde, gar nicht hoch genug anzurechnen, dass er in genau dieser dunklen Zeit die Stunde gekommen sah, um dem Ideal des ehrbaren Kaufmanns wieder zu Geltung zu verhelfen. Nach dem Motto: Jetzt erst recht! Wir lassen uns nicht unterkriegen! Abschließend erinnerte sich Dolezych, das auch er Wirtschaftsjunior und viele Jahre Mitglied des Beirates der Kaufmannsgilde war. „Mir lag und liegt der Schulterschluss zu anderen wirtschaftlichen Einrichtungen, wie beispielsweise dem „Bund Junger Unternehmer“ oder der „Die Familienunternehmer – ASU e.V.“ immer sehr am Herzen.“ Diese Netzwerkarbeit sei auch heute noch notwendig. Denn nur, wenn die Wirtschaft mit einer Stimme spricht, finde sie das notwendige Gehör. Die Westfälische Kaufmannsgilde werde auch künftig eine starke Stimme in diesem Orchester sein.

 

Hier finden Sie die herausgegebene Festbroschüre:

90 Jahre WKG-Festbroschüre